Bitcoin: Zwei mögliche Szenarien – Auf zum Mond oder ab in den Keller? Kurs steht am Scheideweg

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bitcoin gibt zu Beginn der neuen Woche mit einem 24h Plus von 10 Prozent wieder ein deutliches Lebenszeichen von sich, nachdem die Kryptowährung und der ganze Sektor in den letzten Wochen arg gebeutelt wurden. Am Sonntag notierte Bitcoin noch bei 35.000 Dollar, konnte sich in der Nacht zu Montag jedoch wieder bis an die Marke von 39.000 Dollar zurückkämpfen.

Ein Blick auf den Chart

An dieser Marke kämpft sich der Kurs bereits seit Ende Mai ab, konnte diesen Widerstand bisher jedoch nicht wieder überwinden. Es wäre die erste wichtige Hürde für Bitcoin, um wieder zu seinem bullischen Momentum zurückzufinden und die wichtigsten Indikatoren für einen Bullenmarkt wieder zurückzuerobern.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview


Über diesem Widerstand verläuft derzeit die 200-Tage-Trendlinie bei etwa 42.500 Dollar, die in der Vergangenheit einer der wichtigsten Gradmesser für bullische Preisphasen bei Bitcoin war. Der nächste wichtige Bullen-Support liegt mit der 21-Wochen-Trendlinie bei derzeit 48.100 Dollar. Erst wenn der Kurs diese beiden Hürden wieder überwindet, sind extreme Preisanstiege wie in der Vergangenheit gesehen erneut denkbar.

Ein weiterer positiver charttechnischer Faktor ist der intakte Aufwärtstrend, der von der größeren Januar-Korrektur aus verläuft und nach dem jüngsten Crash als wichtige Unterstützungszone gedient hat.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview


Größte unmittelbare charttechnische Gefahr bleibt weiterhin das sogenannte „Death Cross“, also das Schneiden der 50-Tage-Linie nach unten durch die längerfristige 200-Tage-Linie, welches sich im Chart unmittelbar ankündigt und in den nächsten Tagen bis Wochen passieren kann. Um dies zu verhindern, müsste der Kurs in den nächsten Tagen sehr deutliche Fortschritte nach oben machen, die unmittelbaren Charthürden nachhaltig überwinden und wieder in die Nähe der 50.000 Dollar-Marke klettern.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview


In der Vergangenheit ist auf die Bildung dieses charttechnischen Musters im Fall von Bitcoin in den meisten Fällen ein langanhaltender bärischer Trend oder ein Bärenmarkt gefolgt.

Die derzeitige Situation ist nicht gleich, jedoch sehr ähnlich der des Bullenmarktes aus dem Jahr 2013, welcher während der bullischen Preisphase zwischen Januar und Dezember 2013 ein sogenanntes Doppeltop gebildet hat, mit einem ersten Peak im April 2013, gefolgt von einer extremen Korrektur und einem anschließenden weiteren parabolischen Anstieg bis auf die Marke von über 1000 Dollar im Dezember 2013.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbildtradingview (log chart)


Während der Zwischenphase ist der Kurs zweimal unter die 200-Tage-Trendlinie gesunken und hat beinahe ein charttechnisches Death Cross ausgebildet, konnte dies jedoch in einem anschließenden Lauf nach oben abwenden und ist im zweiten Top bei über 1000 Dollar gemündet, bevor ein langfristiger Bärenmarkt und eine Korrektur bis auf 150 Dollar eingesetzt haben.

onvista-Ratgeber: Sie wollen in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren, wissen jedoch nicht wie und wo? In unserem Ratgeber finden Sie alle wichtigen Infos zu Krypto-Börsen und allem, worauf man bei einem Krypto-Investment achten muss.

Ein Blick auf die fundamentale Lage

Während Bitcoin in den letzten Wochen von vielen Seiten Prügel beziehen musste, hat sich die Nachrichtenlage in den letzten Tagen wieder deutlich aufgehellt. Der vielleicht größte Meilenstein überhaupt wurde durch das südamerikanische Land El Salvador gelegt, das Bitcoin nun als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat. Am Markt wird dies als extrem positiv für die weitere Akzeptanz der Kryptowährung ausgelegt und könnte den Stein für weitere Adaption ins Rollen gebracht haben. Vor allem aus der Region Südamerika hört man viele positive politische Stimmen zu diesem Thema, die ähnliche Schritte für ihre Länder fordern.

Bitcoin: El Salvador setzt riesigen Meilenstein für die Kryptowährung - hat das kleine Land in Südamerika nun den Stein ins Rollen gebracht?

Taproot Upgrade

Ein weiterer Meilenstein kommt von der technischen Ebene, denn das Bitcoin-Netzwerk wird zum ersten Mal seit 2017 mit einem Upgrade versehen, auf das sich alle aktiven Betreiber der Bitcoin-Blockchain geeinigt haben. Das „Taproot“ genannte Upgrade soll im November aktiviert werden und sowohl die Privatsphäre, als auch die Effizienz des Netzwerks deutlich erhöhen. Trotz der allgemeinen Zustimmung wird die Aktivierung im November angesetzt, um weitere Tests zu ermöglichen und ein reibungsloses Update der Blockchain zu ermöglichen.

Elon Musk

Auf kurzfristigerer Ebene sorgt auch Elon Musk wieder für etwas mehr Sonnenschein, denn der Milliardär und Tesla-CEO hat sich in einem Tweet versöhnlich gezeigt. Tesla wird nach den Worten von Musk Bitcoin wieder als Zahlungsmittel akzeptieren, wenn sich die Umweltbilanz der Kryptowährung deutlich verbessert. Als Richtmarke gab Musk in einem Tweet am Sonntag einen Anteil erneuerbarer Energie von rund 50 Prozent bei der Bitcoin-Produktion an.

Musk hatte im März erklärt, Tesla werde seine Autos künftig auch gegen Bitcoin verkaufen. Im Mai hatte er eine Kehrtwende vollzogen und dies mit Klimabedenken begründet. Musk twitterte am Sonntagabend zudem, Tesla habe etwa zehn Prozent seines Bitcoin-Bestands verkauft, „um zu bestätigen, dass Bitcoin einfach liquidiert werden kann, ohne den Markt zu bewegen“.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Twitter


Musk verlinkte seinen Tweet mit einem Beitrag des Internet-Dienstes „Cointelegraph“, den er mit den Worten „Das ist falsch“ zurückwies. Dort wurde ein Interview mit der Chefin des Finanzdienstleisters Sygnia, Magda Wierzycka, wiedergegeben. „Was wir bei Bitcoin gesehen haben, ist die Preismanipulation durch eine sehr mächtige und einflussreiche Person“, sagte Wierzycka dort. Bei Bitcoin habe es Marktschwankungen gegeben, die sie „als Marktmanipulation durch Elon Musk“ bezeichnen würde. Wenn dies einem börsennotierten Unternehmen passiere, würde es von der US-Börsenaufsicht untersucht und streng bestraft. Musk habe den Preis von Bitcoin wissentlich in die Höhe getrieben, indem er unter anderem Tweets geschrieben habe, in denen er erwähnt habe, dass Tesla Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gekauft habe, so die Sygnia-Chefin. Einen großen Teil davon habe er dann auf dem Höhepunkt des Bitcoin-Preises verkauft.

Was bedeutet das für Anleger?

Die Marktstimmung hat sich nach mehreren positiven Nachrichten wieder deutlich aufgehellt, doch charttechnisch steht Bitcoin weiterhin am Scheideweg. Entscheidend wird sein, ob diese und kommende gute Nachrichten genug Schubkraft erzeugen können, um den Kurs wieder über die wichtigsten Indikatoren zu manövrieren.

Besonders risikofreudige Investoren können die derzeit im Vergleich zum Allzeithoch noch niedrigen Kaufkurse zum Einstieg nutzen und auf eine Rückeroberung der wichtigsten Trendlinien, sowie ein 2013er-Szenario, also dem Verhindern eines „Death Cross“, spekulieren.

Vorsichtigere Anleger warten ab, bis der Kursverlauf Antworten geliefert hat. Es gilt zudem, ein Auge auf die weiteren regulatorischen Schritte zu haben. Eine mögliche Antwort des IWF zu El Salvadors Vorstoß steht noch aus und weitere regulatorische Maßnahmen der US-Regierung und anderer Länder sind ebenfalls in den nächsten Monaten zu erwarten - und können den Preis weiter unter Druck setzen.

Bereits investierte Anleger behalten das langfristige Bild im Blick und sitzen die derzeitige Situation aus.

Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX und Reuters

Titelfoto: Igor Batrakov / Shutterstock.com

onvista-Ratgeber: Sie wollen in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren, wissen jedoch nicht wie und wo? In unserem Ratgeber finden Sie alle wichtigen Infos zu Krypto-Börsen und allem, worauf man bei einem Krypto-Investment achten muss.

Meistgelesene Artikel