BlackRock Marktausblick: Wie schlimm ist Omikron?

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock






Wie schlimm ist Omikron?



Ein Wochenverlust beim DAX um über fünf Prozent, über vier davon allein am Freitag, ist ein klares Signal für erhebliche Nervosität unter Investoren. Aber auch der Blick auf sonstige Maßzahlen der Finanzmärkte zeigt, dass Ende letzter Woche die Unsicherheit mit Macht zurückgekehrt ist. Dass in Europa und speziell in der DACH-Region die Aktienkurse deutlich stärker einbrachen als etwa in Amerika dürfte daran liegen, dass die Kombination hoher aktueller Covid-Fallzahlen mit dem Aufkommen einer neuen, vermutlich noch aggressiveren Variante hauptsächlich in solchen Regionen ein ernstes Problem ist, welche gleichzeitig hohe Inzidenz und eine niedrige Impfquote ausweisen. Leider ist genau dies in unserer Region der Fall. Zwar liegt die Zahl der Geimpften in den USA noch niedriger als hierzulande, aber die Siebentagesinzidenz beträgt mit unter 150 und einem sinkenden Trend nur einen Bruchteil der Zahlen in Deutschland (452), der Schweiz (523) oder Österreich (958). Dass Marktteilnehmer die Nachrichten aus Südafrika umgehend zum Anlass nahmen, auf „risk-off“ umzuschalten, lässt sich auch daran ablesen, dass die Volatilität deutlich zunahm (bei europäischen Aktien auf über 30), der Ölpreis fiel (um fast 8% über den Wochenverlauf) und die Renditen sicherer Anleihen deutlich sanken. Allein bei der zehnjährigen US-Staatsanleihe betrug dieser Rückgang allein am Freitag 16 Basispunkte, eine enorme Bewegung innerhalb eines Tages. 

Die Unsicherheit, welche mit den Nachrichten um die Sars-Cov 2-Variante B 1.1.529 verbunden ist, dürfte noch mindestens eine Woche bis zehn Tage anhalten. So lange nämlich wird es wohl selbst unter optimistischen Annahmen dauern, bis die entscheidenden Fragen bezüglich Omikron beantwortet werden können oder zumindest eine Einordnung möglich ist. Diese betreffen die Übertragbarkeit der Variante, ihre etwaige Fähigkeit einer Immunumgehung und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper, mit anderen Worten ihr Potenzial, schwere Covid-Verläufe hervorzurufen. Bezüglich der ersten Frage sprechen die Daten klar für eine wesentlich höhere und schnellere Übertragbarkeit im Vergleich zu den bisher ansteckendsten Varianten Delta (B.1.617.2, „Indische Variante“) und Alpha (B.1.1.7, „Britische Variante“), wobei Schätzungen des Ausmaßes noch sehr vorläufig sind. Die hohe Zahl an Mutationen von Aminosäureverbindungen auf dem Spike-Protein von Omikron (32 an der Zahl, gegenüber neun bei Delta) und die Tatsache, dass in Afrika sehr viele symptomatische Erkrankungen bei relativ jungen Genesenen aufgetreten sind lässt vermuten, dass die Variante auch die Fähigkeit zur Immunumgehung aufweist, dass Impfungen oder eine bereits durchgemachte Infektion also nur begrenzt vor Erkrankung schützen. Diese Fähigkeit von Omikron wäre, sofern sie sich bestätigt, vor allem angesichts einer sehr geringen Quote von Booster-Impfungen in unserer Region besorgniserregend. Sehr vage sind bisher schließlich die Informationen zur Schwere der Verläufe infolge einer Infektion mit Omikron. Bisher wurden aus Afrika vorwiegend milde Verläufe berichtet. Das kann aber damit zusammenhängen, dass die meisten Infizierten bisher teilimmunisiert (also geimpft und/oder genesen) und eher jung gewesen sind. Das Bild könnte sich bei der älteren und bisher weniger immunisierten Bevölkerung in unseren Breitengraden deutlich weniger positiv darstellen.

Unterm Strich gibt es also viele Gründe, sich über die Ausbreitung von Omikron ernste Sorgen zu machen. Sollte, was wahrscheinlich ist, die Variante auch bei uns sehr schnell dominant werden, werden vermutlich die bisher beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der vierten Welle nicht ansatzweise ausreichen. Und wenn wesentlich härtere Kontakt- und Mobilitätsbeschränkungen verhängt werden müssen, dürfte klar sein, dass dies auch wirtschaftlich spürbare Bremsspuren nach sich zieht. Es ist ein Szenario, das nicht neu ist, aber in seiner Dramatik verstärkt werden würde: Ein weiteres Zurückfallen Europas hinter China und möglicherweise die USA, sowie noch mehr Unsicherheit darüber, wie die Welt nach Covid aussieht - und wann wir sie endlich zu sehen bekommen.

Koalitionsvertrag der Ampel: Jeder darf mal

Der letzte Woche vorgestellte Koalitionsvertrag der künftigen deutschen Bundesregierung liest sich, aus vorweihnachtlicher Perspektive wenig überraschend, wie ein 177 Seiten langer Wunschzettel. Die SPD erhält Mindestlohn und stabile Renten, die Grünen das 1,5%-Ziel sowie den Kohleausstieg „idealerweise“ bis 2030, und die FDP konnte Steuererhöhungen ebenso verhindern wie eine Abkehr von der Schuldenbremse. Nur entsteht bei dem überall spürbaren Drang zum großen Kompromiss auch der Eindruck, manche dieser Zielsetzungen könnten schwer in Einklang zu bringen sein. Beispiel: Riesige Investitionen in Digitalisierung, Klimaschutz und Bildung bei gleichzeitiger Rückkehr zu sehr restriktiver Fiskalpolitik, das klingt doch sehr nach einer Quadratur des Kreises. Auch der erkennbare Wunsch der FDP, weiter im Verbrenner auf der linken Spur Vollgas geben zu können, könnte schon bald mit den Vorstellungen der Koalitionspartner in Konflikt geraten. Anleger sollten zumindest darauf vorbereitet sein, dass die hohen Erwartungen an die Ampelkoalition schon sehr bald zurechtgestutzt werden müssen und sich deren Pläne im schlimmsten Fall sogar gegenseitig blockieren.

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