Dax in Rekordlaune – Grüne Aktien im Kielwasser des G-7-Gipfels im Aufwind, Teamviewer zeigt Lebenszeichen, Auto1 unter Druck

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Der deutsche Aktienmarkt hat sich zu Wochenbeginn in Rekordlaune gezeigt. Sowohl der Dax als auch der MDax und der SDax erklommen am Montag Bestmarken, auch wenn der Leitindex seine Gewinne letztlich nicht halten konnte und minimal schwächer schloss. Die Anleger freuen sich nach wie vor über die unvermindert lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und rechnen auch damit, dass die US-Notenbank (Fed) an diesem Mittwoch an ihrer sehr lockeren Haltung zunächst nichts ändern wird.

Im frühen Handel hatte der Dax erstmals die Marke von 15.800 Punkten hinter sich gelassen und war bis auf knapp 15.803 Punkte gestiegen. Dann ließ der Schwung jedoch nach. Die Verluste an der Wall Street dämpften die Stimmung. Am Handelsende stand ein Minus von 0,13 Prozent auf 15 673,64 Punkte zu Buche. Der MDax, der Index der mittelgroßen Werte, war am Freitag erstmals über 34 000 Punkte geklettert und baute seinen Rekord nun aus. Er legte letztlich um 0,47 Prozent auf 34.176,62 Punkte zu. Der Nebenwerte-Index SDax übersprang am Morgen die Hürde von 16.500 Punkten und schloss letztlich mit 0,05 Prozent im Minus.

Die Sorgen vor einer Inflation und damit vor steigenden Leitzinsen hatten schon in der vergangenen Woche merklich nachgelassen und die Märkte nicht mehr belastet. Denn schließlich bleibt die EZB vorerst bei ihrer extrem expansiven Geldpolitik. Und das erwarten viele Marktteilnehmer auch von der Fed – trotz der konjunkturellen Erholung und zuletzt deutlich steigender Inflationsdaten. Die US-Notenbanker betrachten den starken Preisanstieg als Übergangsphänomen. Sie fokussieren sich nach wie vor auf den Arbeitsmarkt, der sich zwar allmählich erholt, aber noch keinerlei Grund für eine baldige Zinsanhebung liefert.

Trotzdem bergen die Erwartungen der Anleger Enttäuschungspotenzial, wie Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets warnt. Nachdem sich mehrere Notenbankmitglieder bereits entsprechend geäußert hätten, sei es „gut möglich, dass die Fed erste Hinweise auf eine Drosselung der Anleihekäufe geben wird“.

Unter den Einzelwerten profitierten Aktien aus dem Umfeld der Alternativen Energien kräftig von politischem Rückenwind. Die führenden westlichen Industriestaaten hatten auf dem G7-Gipfel hinsichtlich der gemeinsamen Klimazielen neue Einigkeit demonstriert. Die G7-Staaten bekannten sich unter anderem zur Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid bis 2030 um etwa die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2010. Klimaneutralität soll bis spätestens 2050 erreicht werden. Zudem schlug die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, auf dem Parteitag am Wochenende der deutschen Industrie einen „Pakt“ vor. Demnach soll der Staat Unternehmen die Kosten erstatten, die sie zusätzlich erbringen müssen, um klimaneutral zu werden.

Im Dax hatten die Aktien von Siemens Energy mit einem Plus von 4,3 Prozent die Nase vorn. Um 4,7 Prozent schnellten im MDax die Anteilscheine des Wind- und Solaranlagenbetreibers Encavis hoch und an der Index-Spitze gewannen die Papiere des Windkraftanlagenherstellers Nordex 7,6 Prozent. Sie profitierten zudem von einem avisierten Großauftrag über eine Lieferung und Installation von bis zu 180 Windkraftanlagen in Australien.

Die Aktien von Teamviewer sprangen um 5,9 Prozent nach oben und erholten sich damit etwas von ihren zuletzt kräftigen Verlusten. Eine strategische Partnerschaft mit dem renommierten Software-Giganten SAP gab frischen Schwung. Aktienexperten werteten die Nachricht vor allem für den Göppinger Spezialisten für Computer-Fernzugriff und -wartung positiv. SAP stiegen um 1,3 Prozent.

Im SDax rutschten die Aktien von Auto1 mit minus 3,4 Prozent unter ihren einstigen Ausgabe-Preis von 38 Euro. Analyst Tom Diedrich vom Bankhaus Metzler sah den Grund für die Kursverluste weiterhin vor allem im früheren Auslaufen der Haltefrist für Altaktionäre des Online-Gebrauchtwagenhändlers, die eigentlich bis August hätte andauern sollen.

Europaweit verzeichneten die Börsen ebenfalls Gewinne: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,14 Prozent auf 4132,67 Punkte und auch in London und Paris ging es moderat nach oben. In den USA indes gab der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 0,6 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq-100-Index stieg leicht.

Der Euro kostete am frühen Abend 1,2126 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2112 (Freitag: 1,2125) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8256 (0,8247) Euro. Am deutschen Rentenmarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,07 Prozent auf 144,93 Punkte. Der Bund-Future (September-Kontrakt) gab um 0,17 Prozent auf 172,63 Punkte nach.

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