Dax: Leitindex weiter auf Erholungskurs – Daimler: Chipmangel macht sich immer stärker bemerkbar – TSMC: Chipmangel wird auch 2022 anhalten

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Positive Vorgaben aus den USA und Asien haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag eine freundliche Eröffnung beschert. Der Dax notierte im frühen Handel 0,47 Prozent höher bei 15 321,62 Punkten, nachdem er tags zuvor bereits um rund 0,7 Prozent zugelegt hatte. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gewann am Donnerstagvormittag 0,58 Prozent auf 33 952,51 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um rund 0,7 Prozent vor.

Das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung vom Vorabend deute ein langsames Tempo für die erwartete Reduzierung der Anleihekäufe an, hieß es von den Experten der Credit Suisse. Das komme an den Börsen gut an. Die US-Notenbank kauft derzeit monatlich Staats- und Hypothekenanleihen in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar zur Stützung der Wirtschaft in der Pandemie, und könnte das Volumen nun ab Mitte November zurückfahren.

Die Blicke der Anleger seien wieder mehr nach oben als nach unten gerichtet, glaubt Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. „Viele hoffen nach den turbulenteren letzten Monaten jetzt auf eine Jahresend-Rally.“

Die anhaltenden Inflationssorgen befeuern könnten jedoch neue Daten aus China. Dort haben die Erzeugerpreise im September mit plus 10,7 Prozent so stark zugelegt, wie seit fast 26 Jahren nicht mehr. Grund dafür sind die massiv gestiegenen Kosten für Energieträger wie Kohle.

Daimler: Chipmangel führt zu außergewöhnlichen Maßnahmen

Die Dauer-Lieferkrise bei Mikrochips lässt den Daimler -Konzern jetzt auch in Niedersachsen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Am Messegelände in Hannover stehen mittlerweile viele Pick-ups von Mercedes-Benz „auf Halde“. Die Fahrzeuge können – wie Modelle zahlreicher anderer Hersteller – nicht vollständig mit den nötigen Halbleiter-Bauteilen bestückt werden. Das Unternehmen lagert sie daher vorläufig auf den großen Stellplätzen rund um das Messegelände zwischen, wie eine Sprecherin erklärte.

Es handele sich vor allem um die Pritschenwagen-Version des Sprinters von Mercedes-Benz Vans. Nach Darstellung von Daimler ist die Nutzung des ergänzenden Parkraums bei Hannover „ein völlig normaler Vorgang in der Automobilproduktion“. Das Areal im Südosten der niedersächsischen Landeshauptstadt sei eine von weltweit mehreren Logistikflächen, die für das zwischenzeitliche Abstellen der Wagen infrage kämen.

„Die Gründe für eine Zwischenlagerung von Fahrzeugen sind vielfältig“, erläuterte das Unternehmen. Konkret geht es um die Versorgungskrise bei Halbleitern – das derzeit wohl größte Problem der Industrie. Eine sehr große Zahl fast fertiger Autos kann nicht an die Kunden ausgeliefert werden, weil es an Chips mangelt. Anbieter wie Volkswagen , BMW oder die Lkw-Sparte von Daimler müssen wegen der Knappheit an Elektronik-Bauteilen teilweise ähnlich verfahren. Wie lange diese noch dauere, lasse sich nicht verlässlich sagen, hieß es bei Mercedes-Benz Vans: „Die Situation ist immer noch volatil.“

TSMC: Chipknappheit auch das ganze nächste Jahr anhalten 

Der weltgrößte Chipfertiger rechnet auch für das kommende Jahr mit knappen Produktionskapazitäten für Halbleiter. Die Nachfrage nach Chips ist derweil ungebrochen: Der taiwanesische Konzern erwartet, dass der Umsatz in diesem Jahr in US-Dollar gerechnet im Jahresvergleich um 24 Prozent anschwillt und damit noch etwas stärker als bisher in Aussicht gestellt, wie Konzernchef C.C. Wei in einer Konferenzschalte am Donnerstag sagte. Die Kapazität bleibe im Rest dieses Jahres und auch durchweg über 2022 knapp. Damit könnte sich die Knappheit elektronischer Bauteile in vielen Branchen wie etwa der Autoindustrie noch lange hinziehen.

In den Monaten von Juli bis Ende September verdiente TSMC unter dem Strich mit 156,3 Milliarden taiwanesischen Dollar (4,8 Mrd Euro) rund 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und auch mehr als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg um 16,3 Prozent auf das Rekordniveau von 414,7 Milliarden taiwanesischen Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hsinchu bereits bekannte Eckdaten bestätigte.

TSMC hat über die nächsten drei Jahre Investitionen von 100 Milliarden US-Dollar eingeplant, um die Kapazitäten auszubauen, in diesem Jahr dürften davon nach wie vor etwa 30 Milliarden anfallen. Kommendes Jahr will TSMC laut Wei in Japan den Neubau einer Fabrik starten, die Produktion soll dann spät im Jahr 2024 beginnen. Der Aufbau neuer Kapazitäten in der Branche ist kostspielig und langwierig. Auch die Konkurrenten von Samsung und Globalfoundries stecken derzeit Milliarden in neue Maschinen zur Chipherstellung.

Hannover Rück: Stabile Dividende soll Aktie attraktiv halten 

Die Papiere von Hannover Rück reagierten mit einem mageren Plus von 0,3 Prozent auf eine Dividendenankündigung. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer will die reguläre Ausschüttung je Aktie künftig auch im Fall eines Gewinnrückgangs mindestens stabil halten. Das bisherige Ziel einer Ausschüttungsquote von 35 bis 45 Prozent für die Regeldividende fällt im Gegenzug weg. Dabei soll auch künftig eine Sonderdividende möglich sein.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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