Dr. Spendigs Nachhaltigkeitssprechstunde – Impact!

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Servus und moin, moin allerseits aus München!

Ich oute mich heute, werte Leser: Ich bin gar kein Arzt. Und in meiner Sprechstunde werden Sie auch keine Hilfe zur Heilung von diversen Zipperlein bekommen. Nein, ich gehöre zu der Spezies, die an der Universität der klassische Gegenentwurf zu „Diversity“ war: ich bin Physiker.

Nun gibt es in der Physik den Teilbereich „Mechanik“. Dort beschäftigt man sich unter anderem mit „Wirkungen“, in gutem Denglisch „Impact“ genannt.  Und hier schließt sich der Kreis zur Nachhaltigkeitssprechstunde, denn „Impact Investing“ ist in aller Munde. Im deutschsprachigen Raum ist dann oft von „wirkungsbezogenen Investments“ die Rede. Impact Investing lässt den Traum des philanthropischen Anlegers wahr werden: tue Gutes und werde reich dabei. Es geht also darum, dass das Investment eine messbare Veränderung in der realen Welt hervorruft.

Und genau hier beginnen die Schwierigkeiten. Wie wird diese Veränderung denn konkret erreicht? Die wenigsten Finanzmarktprodukte erlauben die direkte Investition in Projekte wie die Finanzierung eines Windparks oder soziale Initiativen. In der Regel, wie am Beispiel von Aktienfonds gut nachvollziehbar, erfolgt das Investment durch Kauf von Finanzinstrumenten – in diesem Fall Aktien – am Sekundärmarkt. Wieso sollte dieser Kauf irgendeinen direkten Einfluss auf das Unternehmen, geschweige denn auf die vom Unternehmen durchgeführten Aktivitäten haben? Schließlich haben die Aktien des Unternehmens nur den Besitzer gewechselt.

Nun, eine Möglichkeit besteht darin, dass der Fondsmanager als Aktionär sein Stimmrecht für „den guten Zweck“ ausübt und beispielsweise für eine positive Veränderung der Unternehmenspolitik stimmt. Allerdings stellt sich hier sofort die Frage, ob die geringen Stimmrechtsanteile, die so ein Fonds typischerweise hat, ausreichen, um eine wirkliche Änderung zu bewirken. Wirksamer dürfte hier die Koordination des Abstimmungsverhaltens mit anderen Aktionären sein.

Eine andere Methode ist das „Engagement“ (bitte Englisch aussprechen, sonst werden Sie von deutschen Finanzprofis nicht ernst genommen). Der Fondsmanager tritt mit dem Unternehmen in Kontakt und versucht im direkten Austausch eine Handlungsänderung zu bewirken. Ich hege eine gewisse Sympathie für diesen Ansatz. Erfolgt tatsächlich eine Änderung der Geschäftspolitik, dürfte es allerdings dem Fondsmanager in der Regel nicht leicht fallen zu beweisen, dass gerade sein Engagement diese Änderung bewirkt hat. Vielleicht sonnt er sich nur im Erfolg einer ohnehin geplanten Änderung und versucht, diese als seinen Erfolg zu verbuchen.

Wichtig ist bei beiden Ansätzen (Abstimmung und Engagement), dass die Investoren ein „Impact Reporting“ erhalten – sprich, dass die auf das Investment zurückzuführenden positiven Veränderungen in einer separaten Veröffentlichung quantitativ und qualitativ dargestellt werden.

Ich verfolge kritisch, wie der Begriff „Impact“ bzw. Formulierungen, die einen solchen Ansatz suggerieren, zunehmend inflationär in der Finanzbranche verwendet werden.

Wenn beispielsweise ein Impact Fonds in seinem typischerweise reich bebilderten Impact Report Aussagen wie „Unternehmen, in die wir investierten, machten xyz“ (für xyz können Sie eine beliebige positive Wirkung einsetzen, sei es eine Reduktion der Treibhausgasemissionen, Verbesserungen im Gesundheitswesen usw.) trifft, dann bewegt sich dies nahe am „impact washing“ (siehe meine Sprechstunde „Im Waschsalon“). Hier könnte der Eindruck entstehen, als hätte der Fonds durch sein Investment diese Wirkung erzielt, was aber nicht der Fall wäre. Die Unternehmen haben unabhängig vom Kauf der Aktien am Sekundärmarkt agiert. Durch das Investment in die Aktien des Unternehmens ist keine einzige zusätzliche Wirkung erfolgt! Es lohnt sich, entsprechende Impact Reports einmal unter diesem Gesichtspunkt anzuschauen.

Da lange Texte bekanntermaßen beim Leser nur zunehmende Unkonzentriertheit „bewirken“, belasse ich es heute bei diesem einen Beispiel. In der nächsten Sprechstunde werde ich mich noch detaillierter mit dem Impactbegriff befassen und weitere kritische Beispiele aus der bunten „Impact“-Produktwelt anführen.

In diesem Sinne, bleiben Sie nachhaltig gesund!

Ihr Dr. Bernd Spendig

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