Gamestop: Neues Führungsduo und weniger Verluste im letzten Quartal – doch Fundamentaldaten spielen bei der „Meme“-Aktie ohnehin kaum noch eine Rolle

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem Gamestop in den letzten Wochen wieder vermehrt zum Spielball der Privatanleger und Hedgefonds geworden ist und der Kurs dadurch noch weiter weg von jeglicher realistischen Bewertung geflogen ist, hat das Unternehmen am Mittwoch ein paar neue fundamentale Daten geliefert.

Verluste verringert

Zum einen hat der Videospielehändler die Quartalszahlen veröffentlicht und einen Fortschritt präsentiert: Der Betriebsverlust hat sich im abgelaufenen Quartal auf 40,8 Millionen Dollar von 108 Millionen Dollar im Vorjahr reduziert. Der Umsatz stieg um etwa ein Viertel auf knapp 1,3 Milliarden Dollar. Beide Kennziffern waren damit besser als von Experten erwartet, wie aus Refinitiv-Daten hervorging. Auf einen Ausblick verzichtet das Unternehmen jedoch.

Neue Geschäftsführung soll das Untenehmen zukunftsfähig machen

Zum anderen wurde das neue Führungsduo präsentiert, welches den Strategiewandel Richtung E-Commerce forcieren soll. Mit Matt Furlong und Mike Recupero verpflichtet die Firma zwei frühere Amazon-Manager als Vorstands- beziehungsweise Finanzchef, wie sie am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Beide Posten waren nach Rücktritten in den letzten Monaten vakant.

Gamestop will sich vom angestaubten und schwächelnden Geschäftsmodell einer klassischen Einzelhandelskette für Computerspielbedarf verabschieden und zu einem modernen Technologie-Anbieter für Online-Gamer werden. Diesem Kalkül folgt die Auswahl des Spitzenpersonals. Vor drei Monaten ging mit Jenna Owens bereits eine Tech-Veteranin als für das Tagesgeschäft zuständige Vorständin an Bord, die zuvor für die Internetriesen Google und Amazon tätig war.

Aktie im Minus

Trotz der guten Neuigkeiten hat die Aktie im gestrigen US-Handel mit einem Minus von gut 8 Prozent geschlossen und notiert auch jetzt vorbörslich noch gut 7 Prozent im Minus. Doch aufgrund der Internet-Bewegung, die die Papiere ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Geschäftsentwicklung kauft, spielen die Fundamentaldaten ohnehin nur noch eine untergeordnete Rolle.

Zwar dürften neue Spielkonsolen das Geschäft des US-Kozerns antreiben. Allerdings warnen auch viele Analysten, dass der Kurs nicht mehr die Geschäftsentwicklung widerspiegelt. Zwei Analysten kündigten zuletzt an, die Titel nicht mehr zu bewerten. Der Analysefirma S3 Partners zufolge haben Anleger mit Leerverkäufen auf GameStop seit Anfang des Jahres etwa sieben Milliarden Dollar Verluste gemacht.

„Meme-Stocks“ sind ein gefährliches Spiel

Angesichts der extremen Volatilität der Aktie ist klar, dass ein Engagement eher Glückspiel gleicht als einem fundierten Investment. Neuen Daten von CNBC zufolge haben sich in den letzten Monaten Muster in dem Verhalten der Kursentwicklung erkennbar gemacht, die zeigen, dass die jeweiligen Bewegungen in Meme-Aktien im Schnitt etwa zwei Wochen lang angehalten haben, bis der Gipfel erreicht war und dass zum Ende hin das Volumen mit Optionsscheinen und nicht nur den reinen Aktien extrem angestiegen ist.

Wo vor allem Hedgefonds wie Melvin Capital anfänglich noch von der Bewegung der Reddit-Investoren überrumpelt worden sind, scheinen institutionelle Investoren mittlerweile in das Spiel eingestiegen zu sein und bedienen sich komplexerer Strategien mit Optionsscheinen, um von den Kurs-Exzessen vor allem in den finalen Phasen zu profitieren. Laut Daten der US-Bank Goldman Sachs verzeichnen viele der Meme-Aktien in den Handelstagen vor dem Höhepunkt eines Kurs-Exzesses einen erheblichen Rückgang des Engagements von Privatanlegern vom Gesamthandelsvolumen und das Engagement mit Optionsscheinen steigt. Wer also spät auf den Meme-Zug aufspringt, spielt mit einem erheblich höheren Risiko als frühe Einsteiger.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Bern James / Shutterstock.com

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