onvista-Börsenfuchs: Auf den Berater kommt es an

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Die Friends von Trends sollten neben der Kursentwicklung auch die Umfragen zu den Kapitalmärkten beachten. Da erfährt man, wie die Community tickt und handelt. Ich beobachte die vielen Veröffentlichungen dazu schon seit Jahrzehnten. Heute gibt’s Anlass, sich über die Ergebnisse mal zu ärgern: Die Mehrheit der deutschen Finanzberater hat ihren Kunden in den vergangenen zwölf Monaten kein ESG-Produkt angeboten. Hä, wie das? Alle Finanzdienstleister reden doch schon seit längerem nicht nur über Nachhaltigkeit (für die ESG steht), sondern geben sich auch Mühe, ihr entsprechendes Engagement der Welt kund zu tun. Meist geht es um neue ESG-Produkte oder innerbetriebliche Maßnahmen von Investmentfirmen und Brokern (zusätzliche Experten werden eingekauft oder ganze ESG-Teams aufgebaut). Nochmal zur Erinnerung: ESG steht für Environmental, Social, Governance (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung).

In weniger als 250 Tagen werden die neuen Mifid- und Nachhaltigkeitsvorschriften der EU von europäischen Finanzberatern verlangen, Nachhaltigkeitspräferenzen mit ihren Kunden zu besprechen. Eine aktuelle Umfrage von Nordea Asset Management (NAM) hat aber ergeben, dass 65 Prozent der Anleger in den vergangenen zwölf Monaten keinen ESG-Produkt-Vorschlag von ihrem Finanzberater erhalten haben, obwohl 73 Prozent der Anleger planen, ihre ESG-Allokation im kommenden Jahr zu erhöhen. In Juli und August 2021 führte NAM eine Onlineumfrage unter 1.200 europäischen Einzelinvestoren aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und der Schweiz durch. Alle Umfrageteilnehmer nutzen derzeit einen Finanzberater. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Finanzberater die ESG-Chance im Zusammenhang mit der bevorstehenden Regulierung noch nicht vollständig nutzen.

Deutsche Anleger berichteten, dass sie Nachhaltigkeit als finanzielles Risiko anerkennen würden und sich wünschten, dass ihre Finanzberater ihnen mehr ESG-Produkte anböten. Sie sagten auch, ihr Mangel an Wissen stelle eine erhebliche Hürde für Investitionen in ESG-Produkte dar und sie würden sich von ihren Finanzberatern klarere und einfachere Erklärungen zu ESG-Produkten wünschen. Deutsche Berater sollten ihre Anstrengungen intensivieren, um auf die neuen Mifid- und Nachhaltigkeitsvorschriften vorbereitet zu sein.

Noch ein paar Zahlen: 32 % der befragten Kunden nennen mangelndes Wissen und Know-how als größte Hürde für ESG-Investitionen. 76 % der Kunden sagen, dass sie klarere und einfachere Erklärungen zu ESG-Produkten benötigen. 70 % wünschen sich, dass Berater ihnen mehr neue ESG-Produkte anbieten. 59 % der Befragten identifizierten ihren Berater als Hauptquelle für ESG-Informationen.

Berater spielen in Deutschland eine entscheidende Rolle, haben aber nur teilweise mit den kommenden Regulierungen Schritt gehalten. ESG stellt eine echte Chance für Finanzberater dar. Es ist aber ein voll spanendes Thema für Aktienfans in den nächsten Jahren. Wenn möglich, lernt mit und sammelt Know-how! Ihr kennt ja meine Empfehlung, sich zu „Selbstentscheidern“ zu entzwickeln.

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