Teamviewer halbiert Gewinn - Vorstand verdient weiter üppig

dpa-AFX · Uhr

GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Vorstand des Softwareanbieter Teamviewer hat im vergangenen Jahr trotz des Aktienkurseinbruchs und einer Gewinnhalbierung weiter sehr gut verdient. Die Gesamtvergütung von Vorstandschef Oliver Steil lag bei 22,1 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht des MDax -Konzerns vom Mittwoch hervorging. Das war zwar deutlich weniger als im Jahr davor mit 72,9 Millionen Euro, dürfte aber dennoch eines der höchsten Managergehälter in Deutschland sein. Zum Vergleich: Volkswagen -Chef Herbert Diess lag im vergangenen Jahr inklusive Rentenansprüchen bei einer Vergütung von gut 10,3 Millionen Euro.

Beim Teamviewer-Management kommen Vereinbarungen mit dem ehemaligen Alleineigentümer, dem Finanzinvestor Permira, zum Tragen. Steil und Finanzchef Stefan Gaiser hatten die Firma im September 2019 mit Erfolg an die Börse gebracht, es war die größte deutsche Erstnotiz im Technologiebereich seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende.

Bei Steil stammen rund 21,1 Millionen Euro der Vergütung 2021 aus der Kasse von Permira in Form von Aktienübertragungen. Finanzchef Gaisers Gesamtvergütung lag 2021 bei 11,2 Millionen - ebenfalls deutlich weniger als 2020 mit rund 36,8 Millionen Euro. Auch bei ihm kommt der Großteil mit 10,6 Millionen Euro aus Aktienübertragungen von Permira. Sein bis August laufender Vertrag wurde im vergangenen Jahr nicht verlängert.

Permira hat seit dem Börsengang den zwischenzeitlichen Aktienhöhenflug zum Kassemachen genutzt und seinen Anteil auf mittlerweile knapp 20 Prozent gesenkt. Die Einnahmen Permiras aus Aktienverkäufen durch den Börsengang und danach summieren sich auf rund 5,4 Milliarden Euro. 2014 hatte der Finanzinvestor Teamviewer für nur 870 Millionen Euro gekauft.

Bei den Göppingern ist im vergangenen Jahr vor allem wegen hoher Werbeausgaben der Gewinn auf die Hälfte eingebrochen. Unter dem Strich stand ein Konzernergebnis von 50 Millionen Euro nach 103 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Teamviewer hatte im Frühjahr einen Marketingvertrag als Hauptsponsor des englischen Fußballclubs Manchester United unterzeichnet und war auch beim Mercedes -Formel-1-Team als Sponsor eingestiegen. Das hat die Kosten für Marketing auf das Zweieinhalbfache anschwellen lassen. Zudem gab Teamviewer mehr für Forschung und Entwicklung sowie für den Vertrieb aus. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich zum jeweiligen Jahresende von 1256 auf 1477.

Das Unternehmen hatte zu Beginn der Corona-Pandemie einen Nachfrageboom nach Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware erlebt, konnte das Wachstum aber dann nicht verstetigen. Vergangenen Herbst kappte der Vorstand dann nach enttäuschenden Quartalen auch die Mittelfristprognosen deutlich, was die Aktie des Konzerns abstürzen ließ. Allein 2021 war Teamviewer mit einem Kursrückgang von 73 Prozent der schwächste MDax-Wert. Aktuell notiert das Papier bei unter 13 Euro - auf dem Rekordhoch im Juli 2020 war die Aktie noch 54,86 Euro wert./men/nas/mis

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