Daimler Trucks: Was jetzt für und gegen die Aktie spricht

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Die neue Aktie von Daimler Trucks (WKN: DTR0CK) wurde begeistert empfangen, aber im Zuge der Ukraineinvasion erschreckt fallen gelassen. Die Vorstellung der Zahlen und der Jahresausblick machen Anlegern wieder Hoffnung. Ist diese verfrüht? Oder gibt es noch mehr Aufwärtspotenzial? Hier kommt eine Betrachtung von beiden Seiten mit einem vorsichtig optimistischen Fazit.

Warum bei der Daimler Trucks-Aktie weiterhin Vorsicht angesagt ist

Russland und Ukraine machen zusammen etwa ein Drittel der bewohnten Landfläche der Erde aus. Gütertransport ist dort ein enorm wichtiger Teil der Wirtschaft. Das sind im Normalfall Märkte mit großer Bedeutung für die langfristige Wachstumsstrategie eines Lkw-Bauers wie Daimler Trucks. Noch im Juli 2021 vermeldete das Joint-Venture Daimler Kamaz einen Großauftrag über 100 Arocs. Zwei Jahre zuvor erfolgten Investitionen in eine hochmoderne lokale Kabinenfertigung. Nun ist das gesamte Russlandgeschäft auf einen Schlag praktisch wertlos geworden.

In anderen Regionen erfährt Daimler Trucks einen massiven Auftragsboom. Da dieser wegen COVID-Einschränkungen und anhaltenden Engpässen kaum bewältigt werden kann — trotz einer Steigerung der Verkäufe von 106- (3. Quartal) auf 131-tausend Fahrzeuge war das Bestellvolumen auch im 4. Quartal noch 9 % höher — ist bereits jetzt klar, dass die Kapazitäten auch in diesem Jahr ausgelastet sein werden. Man sollte sich aber nicht vom kurzfristigen Ausblick täuschen lassen. So hat z. B. ein UBS-Analyst kürzlich gewarnt, dass der Zyklus aufgrund von Vorzieheffekten nächstes Jahr zumindest im wichtigen US-Markt seinen Zenit überschreiten könnte. Und der überaus wichtige chinesische Markt, wo Daimler Trucks dabei ist, die lokale Produktion der Marken Mercedes-Benz und Auman auszuweiten, droht ebenfalls zu schwächeln.

Hinzu kommt, dass die gesamte Branche im Umbruch ist. Eine große Bandbreite von neuen Konzepten für den effizienten Gütertransport ist in Entwicklung und es ist noch kaum absehbar, was sich durchsetzen wird. Und eine Reihe von neuen Lkw-Herstellern wie Nikola Motor (WKN: A2P4A9) oder Hyliion (WKN: A2QBTD) versucht mit aller Kraft, nun schnell mit elektrifizierten Modellen Marktanteile zu erobern. Noch ist der neue Wettbewerb kaum zu spüren, weil der außergewöhnliche Nachfragesog alles überdeckt. Aber das könnte sich mittelfristig drastisch ändern.

Darum könnte ein Einstieg dennoch sinnvoll sein

Andererseits muss man anerkennen, dass Daimler Trucks seit vielen Jahren den Wandel antizipiert. Mit dem Joint-Venture cellcentric verfügt der Konzern über einen der aussichtsreichsten Brennstoffzellenhersteller weltweit und auch andere Kernkomponenten werden innerhalb der Gruppe gefertigt, darunter z. B. der elektrische Antriebsstrang Detroit ePowertrain.

Dabei wird die Palette an rein batterieelektrischen Modellen immer breiter. Der bereits etablierte eCitaro dominiert zum Beispiel in Deutschland den Markt für elektrische Stadtbusse und die nun in Serie produzierten schweren Lkws eActros und eCascadia scheinen in Europa bzw. Nordamerika gut anzukommen.

Der Konzern verfügt über ein globales Servicenetzwerk, investiert in eigene Ladeinfrastruktur und kann über die eigene Finanzdienstleistungstochter den Vertrieb anfeuern. Als Weltmarktführer profitiert Daimler Trucks auch von den niedrigsten Stückkosten, wenn es darum geht, die Ausgaben für teure Eigenentwicklungen auf die einzelnen Fahrzeuge umzulegen. Hohe Investitionen in Innovationsprojekte lassen sich so leichter rechtfertigen als bei der meist deutlich kleineren Konkurrenz.

Und zu guter Letzt ist auch festzustellen, dass die finanziellen Kennzahlen aktuell sehr attraktiv aussehen. Einer Marktkapitalisierung von 21 Mrd. Euro (24.03.) stehen 16,4 Mrd. Euro Eigenkapital, ein bereinigter Betriebsgewinn von knapp 2,6 Mrd. Euro und ein freier Cashflow von 1,6 Mrd. Euro gegenüber. Und selbst wenn der Umsatz nächstes oder übernächstes Jahr stagnieren sollte und durch den zunehmenden Wettbewerb Preisdruck entsteht, hat Daimler Trucks diverse Hebel in der Hand, um kostenseitig gegenzusteuern.

Mein Fazit

Daimler Trucks wird hart arbeiten müssen, um sich in diesem Wandel der Rahmenbedingungen zu behaupten. Aber das erscheint machbar, soweit das Management das Innovationstempo hochhält und sich nicht auf dem Auftragspolster ausruht. Die Übernahme von Torc Robotics, um den Weg in neue Geschäftsmodelle rund um den autonomen Gütertransport zu beschleunigen, war beispielsweise ein wichtiger strategischer Schritt dafür.

Beruhigend ist auf alle Fälle, dass die sehr moderaten Kennzahlen alles andere als Euphorie vermitteln. Der Markt preist trotz der jüngsten Erholung weiterhin eine Menge Skepsis ein. Das Risikoprofil der Aktie bleibt damit attraktiv.

Der Artikel Daimler Trucks: Was jetzt für und gegen die Aktie spricht ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Hyliion. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2022

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