Valneva: Aktie bricht erneut ein - Impfstoffprogramm könnte vor dem Aus stehen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Ink Drop/Shutterstock.com

Die Aktie von Valneva bricht erneut zweistellig ein. Diesmal sorgt nicht die mögliche Notfallzulassung für den Impfstoff der Franzosen dafür, diesmal geht es um die mögliche Bestellmenge durch die EU. Die kündigt die Bestellung des Impfstoffes wohl nicht, bestellt allerdings nicht genug, dass Valneva sein Impfstoff-Programm gewinnbringend fortführen könnte. 

Sollten sich diese Angaben konkretisieren, wird Valneva nicht in der Lage sein, den Vorabkaufvertrag so anzupassen, dass er eine Reduzierung des Auftrags ermöglicht, und die Europäische Kommission wird die Vereinbarung daher wahrscheinlich kündigen. Infolgedessen hätten die Europäer keinen Zugang zu Valnevas inaktiviertem Impfstoff VLA2001.

Pressemitteilung Valneva vom 10.06.2022

Besonders Deutschland soll seine Bestellmenge drastisch gekürzt haben. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Business Insider bestätige Vorstandsvorsitzender Thomas Lingelbach dies. Auf die Frage: "Nach unserer Kenntnis sollten zwölf Millionen Dosen allein an Deutschland gehen, jetzt sollten es nach dem Willen der EU etwa eine Million sein." Antwortete der Valneva-Chef: 

Ich kann zu Details natürlich nichts sagen, aber die Größenordnung kommt hin.

Thomas Lingelbach, Vorstandsvorsitzender Valneva im Interview mit dem Business Insider

Der Valneva-Chef hofft, dass die Mitgliedsstaaten der EU noch einmal in sich gehen und die Bestellmenge wieder erhöhen. Er sieht nach wie vor einen großen Bedarf an dem Impfstoff aus seinem Haus.

"Marktforschungsstudien in sechs europäischen Ländern zeigen ein erhebliches Interesse an einem inaktivierten COVID-19-Impfstoff für die Erst- oder Auffrischungsimpfung. Wir erhalten weiterhin Nachrichten von Menschen, die eine traditionellere Impfstofftechnologie suchen, und wir hoffen, dass wir einen bedeutenden Auftragsumfang erhalten, um die öffentliche Gesundheit in Europa weiter zu unterstützen

Thomas Lingelbach, Vorstandsvorsitzender Valneva

Aktie weiterhin kein lohnendes Investment

Mit dem heutigen Kursrutsch fällt die Aktie wieder unter die psychologische Marke von 10 Euro. Wir hatten schon in unserem Artikel vom Mitte Mai abgeraten bei der Aktie einzusteigen und wir wiederholen diese Einschätzung erneut. 

Nicht nur das Impfstoffprogram, sondern auch die Kursentwicklung von Valneva hängt aktuell wesentlich von der Bestellmenge des Impfstoffes ab. Das Deutschland seine Bestellmenge so drastisch reduziert wird nicht ohne Grund sein, obwohl Valneva Chef Lingelbach genügend Nachfrage für seinen Impfstoff sieht: 

Eine von uns durchgeführte Marktstudie zeigt, dass wir die Impfquote mit unserer Impfung noch einmal um ein bis zwei Prozent anheben könnten. Unser konventionelle Impfstoff würde auch die Menschen abholen, die einer mRNA-Impfung skeptisch gegenüber stehen. Sich diese Option nicht zu erhalten, halte ich für falsch.

Thomas Lingelbach, Vorstandsvorsitzender Valneva im Interview mit dem Business Insider

Die Zahlen von Novavax sprechen einen andere Sprache

Der amerikanische Impfstoffhersteller verfolgt auch den klassischen Ansatz und ist in der EU schon seit Dezember 2021 zugelassen. Allerdings ist die Nachfrage in Deutschland eher bescheiden. Die Annahme, dass ein klassischer Impfstoff die Impfbereitschaft deutlich erhöhen würde, hat sich nicht bestätigt. Aus diesem Erfahrungswert dürfte Deutschland seine Bestellmenge angepasst haben. 

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Nachfrage nach einem "klassischen" Impfstoff bei weitem nicht so hoch ist, wie bislang angenommen. Daher sind ähnliche Umsatz- und Gewinnsprünge wie ei Pfizer, Biotech oder Moderna bei Valneva nicht zu erwarten. Zudem steht das komplette Impfstoff-Programm jetzt auf der Kippe, was eine neue Unsicherheit auf die Aktie legt. Wir raten daher weiterhin die Finger von der Aktie zu lassen.

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