Börse am Morgen: Dax scheitert an 15.2000-Punkte-Marke – Bayer übernimmt KI-Spezialisten – Just Take Away mit Gewinn trotz Konsumflaute

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Dem Dax ist angesichts seines starken Laufs seit Jahresbeginn die Puste ausgegangen. Allerdings hält er sich, gestützt von einer weiter lockeren Geldpolitik in Japan, am Mittwochmorgen stabil. Im frühen Handel gab der deutsche Leitindex um 0,08 Prozent nach auf 15.174,68 Punkte.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,27 Prozent auf 28.716,03 Punkte hoch. Der EuroStoxx 50, Leitindex der Eurozone, verlor zuletzt 0,05 Prozent auf 4172,34 Punkte.

Wird die EZB das Tempo bei Zinserhöhungen verlangsamen?

Demnach wird in den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) in Erwägung gezogen, das Zinsanhebungstempo bald zu verlangsamen. Dies steht im Gegensatz zu jüngsten Äußerungen vieler Notenbanker, wonach die EZB ihre Zinsen noch eine ganze Zeit lang deutlich anheben müsse. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Gallhau wies die Spekulationen am Mittwoch zurück.

Berichtssaison bald wieder auf Hochtouren

Mit Blick auf die Börsenrallye, die dem Dax seit Jahresbeginn inzwischen ein Plus von neun Prozent beschert hat, werde die Berichtssaison nun umso wichtiger, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Denn die bereits deutlich gestiegenen Kurse müssen jetzt nachträglich mit Gewinnsteigerungen gerechtfertigt werden. Wenn die Unternehmen auf der Gewinnseite liefern, erhalten die Kursgewinne ihre Legitimation. Andernfalls könnte schon bald Ungemach in Form fallender Kurse drohen."

Einzelwerten im Überblick

Die Kurse von Continental und BASF untermauerten die Aussagen des Börsenexperten: Der Reifenhersteller und Autozulieferer Conti enttäuschte mit seinem überraschend am Vorabend vorgelegten Zahlenwerk. Zwar wurde der Umsatz 2022 deutlich gesteigert, aber wegen hoher Kosten gerieten die Margen unter Druck. Analysten bemängelten nicht zuletzt auch den Barmittelzufluss, auf den Anleger wegen der Dividende besonders genau schauen. Die Aktien büßten am Dax-Ende 4,6 Prozent ein.

BASF gaben um 0,7 Prozent nach. Der Rückzug der Tochter Wintershall Dea aus Russland brockte dem Chemiekonzern 2022 einen Milliardenverlust ein. Nun fürchteten Anleger um die Dividende, sagte ein Händler.

Positiv dagegen reagierten die Lufthansa im MDax auf die Zahlen der US-Fluggesellschaft United Airlines , denn die Branchenkollegin geht davon aus, dass ihr Gewinn im ersten Quartal mehr als doppelt so hoch sein wird als Analysten derzeit erwarten.

Am Ende des SDax fanden sich die Papiere von PVA Tepla mit minus 4,6 Prozent. Der bisherige Vorstandschef Manfred Bender wird aus persönlichen Gründen zum 30. Juni das Technologieunternehmen verlassen. Ab Juli soll dann Finanzchefin Jalin Ketter Vorstandssprecherin werden.

Bayer übernimmt KI-Spezialisten für Bilderkennung in der Radiologie

Bayer baut das Radiologie-Geschäft mit der Übernahme eines Spezialisten für automatisierten Bilderkennung aus. Laut einer Mitteilung vom Mittwoch kauft der Pharma- und Agrarchemiekonzern den in Großbritannien und den USA ansässigen Spezialisten für künstliche Intelligenz (KI) Blackford Analysis. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Blackford solle weiterhin als weitgehend unabhängiges Unternehmen agieren, hieß es weiter. Bereits Ende 2020 hatten sich die beiden Unternehmen mit einer Entwicklungskooperation zusammengetan, infolge derer Bayer 2022 eine Bildverarbeitungsplattform auf den Markt brachte.

Grundsätzlich soll der Einsatz von Software helfen, etwa Computertomografien schneller und genauer auszuwerten. Bayer bietet im Radiologie-Geschäft Kontrastmitteln für Computertomografie, Röntgen und Magnetresonanztomografie an, aber auch Injektoren sowie Softwarelösungen. 2021 erzielte der Bereich einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. Das waren rund vier Prozent der Gesamterlöse des Dax-Konzerns .

Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich hatte schon Anfang Januar im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auch digitale Angebote in der Radiologie als einen Investitionsschwerpunkt genannt.

Trotz Konsumflaute: Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway meldet operativen Gewinn

Der Essenslieferdienst Just Eat Takeaway hat im Jahr 2022 nach der Einführung von höheren Gebühren zulasten seiner Partner und Kunden operativ wieder schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings drosseln gestiegene Servicegebühren und Lieferkosten zusätzlich zur Inflation die Bestelllust. Im abgeschlossenen Jahr dürfte ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 16 Millionen Euro erreicht worden sein nach einem Fehlbetrag von rund 350 Millionen Euro im Vorjahr, wie die Lieferando-Mutter am Mittwoch in Amsterdam mitteilte.

Allerdings rutschte die Zahl aller Bestellungen 2022 um fast ein Zehntel auf 984,5 Millionen Stück ab. Das Bruttotransaktionsvolumen (GTV, Gross Transaction Value) blieb mit rund 28,2 Milliarden Euro stabil. Hier inkludiert Just Eat Takeaway aber auch erhobene Gebühren. In der Branche müssen Kunden teils zusätzlich zu den Lieferkosten noch Servicegebühren begleichen. Für eine schnellere Lieferung müssen diese außerdem noch tiefer in die Tasche greifen.

An dem Kurs mit Fokus auf die Profitabilität will Konzernchef Jitse Groen festhalten und nimmt dafür auch ein schwächeres Wachstum in Kauf. Für das laufende Jahr peilt die Geschäftsführung ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 225 Millionen Euro an. Auf dem Plan steht zudem weiter ein teilweiser oder vollständiger Verkauf des US-Lieferanten Grubhub.

EU-Automarkt: Pkw-Neuzulassungen so schwach wie seit fast 30 Jahren nicht

Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union lagen im vergangenen Jahr so niedrig wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Im Dezember gab es zwar dank eines starken Schlussspurts in den großen Märkten Deutschland und Italien ein EU-weites Plus von 12,8 Prozent auf 896.967 neu zugelassene Autos, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Im Gesamtjahr wurden aber mit 9,26 Millionen Pkw 4,6 Prozent weniger zugelassen als im ohnehin schwachen Vorjahr - und damit so wenige Autos wie seit 1993 nicht mehr.

In Deutschland hatte die zum Jahresende auslaufende Förderung von Plug-in-Hybriden sowie die sinkenden Prämien auf den Kauf von Batterieautos im Dezember für Vorzieheffekte gesorgt. Von den größten EU-Automärkten zogen die Autozulassungen auch im Gesamtjahr nur in Deutschland leicht an (+1,1 Prozent), in Italien (minus 9,7 Prozent), Frankreich (minus 7,8 Prozent) und Spanien (minus 5,4 Prozent) ging es hingegen abwärts. Autobauer in Europa klagten vor allem über eine mangelhafte Teileversorgung unter anderem bei Elektronikchips.

Marktführer in der EU war mit gut einer Million Autos weiter die Volkswagen -Kernmarke VW Pkw. Die VW-Gruppe insgesamt lag mit rund 2,3 Millionen Wagen auch bei der Konzernsicht an der Spitze vor der Peugeot-, Fiat- und Opel-Mutter Stellantis (1,8 Mio Pkw). Der Renault -Konzern lag mit knapp 985.000 Autos auf Rang drei. BMW kam mit allen Marken auf 624.940 Neuanmeldungen, Mercedes-Benz auf 549.023.

(mit Material von dpa-AFX)

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