ROUNDUP: Shell erhöht Dividende und plant weitere Aktienrückkäufe

dpa-AFX · Uhr

LONDON/NEW YORK (dpa-AFX) - Der Energieriese Shell will die Anleger noch stärker an seinen seit geraumer Zeit wieder gut laufenden Geschäften teilhaben lassen. Zum Kapitalmarkttag in New York kündigte das neue Management des Öl- und Gaskonzerns am Mittwoch weitere Aktienrückkäufe und höhere Ausschüttungen an. Zugleich bekräftigte der seit Januar amtierende neue Konzernchef Wael Sawan die Ambitionen, in eine sichere Energieversorgung und die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen zu investieren. Die milliardenschweren Aufwendungen sollen aber in den kommenden zwei Jahren geringer ausfallen als bisher.

An der Londoner Börse drehte die Shell-Aktie nach einem verhaltenen Start zuletzt in die Gewinnzone und lag um die Mittagszeit mit rund einem halben Prozent im Plus. Börsianer hatten offenbar mit einer stärkeren Erhöhung der Dividende gerechnet, zeigten sich aber durch die gekürzten Investitionen versöhnt, hieß es am Markt.

Shells Aktionäre können sich auf eine Anhebung der Dividende um 15 Prozent einstellen, wie der Konzern mitteilte. Diese höhere Ausschüttung soll bereits zur Zwischendividende für das zweite Quartal greifen. Zudem will das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte eigene Aktien im Wert von mindestens 5 Milliarden US-Dollar (rund 4,6 Mrd Euro) erwerben, sofern der Verwaltungsrat zustimmt.

Shell kann sich diese Art der Werbung bei Anlegern nach einem kurzen Dämpfer zur Corona-Pandemie leisten, denn ähnlich wie bei den Wettbewerbern laufen die Geschäfte inzwischen wieder rund. Dank hoher Öl- und Gaspreise hatte der Konzern im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis von fast 40 Milliarden Dollar auf bereinigter Basis erzielt. Und auch im ersten Quartal hatte der Konzern trotz eines inzwischen wieder gesunkenen Preisniveaus fast so viel verdient wie ein Jahr zuvor.

Laut dem Branchenexperten Biraj Borkhataria von RBC Capital hatten Anleger am Markt allerdings zum Kapitalmarkttag mit mehr Geld für Investoren gerechnet und eine Anhebung der Dividende sogar um 20 Prozent erwartet.

Giacomo Romeo vom Analysehaus Jefferies sieht die nun angekündigte Erhöhung zwar auch eher am unteren Ende der Erwartungen, allerdings seien nach seinem Verständnis weder die vorgesehene jährliche Anpassung berücksichtigt noch die Auswirkungen der Aktienrückkäufe. Analyst Martijn Rats von der US-Bank Morgan Stanley zeigte sich vom Umfang des Aktienrückkaufs enttäuscht. So hatte Shell zuletzt für drei Monate ein Rückkaufprogramm über 4 Milliarden Euro aufgelegt.

RBC-Analyst Borkhataria fand abseits der für ihn enttäuschenden Dividende aber auch viel Positives. Er sprach von einem konstruktiven Ausblick, wobei er auf die geringeren Investitionen und geplante strukturelle Kostensenkungen verwies. Die Prognosen für das Fördergeschäft sollten mittelfristig den freien Barmittelfluss stützen, ergänzte der Experte.

Konzernchef Sawan bekräftigte unterdessen das Ziel, aus Shell bis 2050 ein emissionsneutrales Unternehmen zu machen. Auf diesem Weg erziele der Konzern gute Fortschritte. "Wir müssen weiterhin rentable Geschäftsmodelle entwickeln, die schnell skaliert werden können, um die Dekarbonisierung des globalen Energiesystems wirklich zu erreichen", sagte er der Mitteilung zufolge. "Wir werden in die Modelle investieren, die funktionieren - diejenigen mit den höchsten Renditen, die unsere Stärken ausspielen."

Bereits bis 2025 will der Konzern den Angaben zufolge das routinemäßige Abfackeln von Gas in der Förderung beenden und bis 2030 nahezu keine Methanemissionen mehr verursachen. Zugleich soll bis dahin das Gasgeschäft ausgebaut und die Flüssiggasproduktion stabilisiert werden, um in diesem Geschäft die Marktführerschaft zu verteidigen. Auch soll Shell führend bei kohlenstoffarmen Kraftstoffen wie Biokraftstoffen und Wasserstoff werden sowie im Geschäft mit der Aufladung von Elektrofahrzeugen. In deren Entwicklung sollen von 2023 bis 2025 deshalb allein 10 bis 15 Milliarden Dollar fließen.

Insgesamt plant Shell jedoch, die konzernweiten Investitionen in den kommenden zwei Jahren auf 22 bis 25 Milliarden Dollar jährlich zu kappen. Zum Vergleich: Für dieses Jahr stehen noch 23 bis 27 Milliarden Dollar im Plan. Zudem will Shell die operativen Kosten durch verbesserte Strukturen bis Ende 2025 um zwei bis drei Milliarden Dollar pro Jahr senken./tav/stw/jha/

Neueste exklusive Artikel