Investor Petrus legt im Zwist mit Bank Bawag eine Schippe nach

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Wien (Reuters) - Der aktivistische Hedgefonds Petrus Advisers hat seine Kritik an der Unternehmensführung der österreichischen Bank Bawag erneuert und fordert den Austausch des Managements.

"Wir haben fundierte Sorge, dass das Geschäftsmodell und der Compliance-Ansatz der Bawag einer öffentlich-notierten Retail- und Geschäftsbank nicht würdig ist", teilte der Investmentfonds am Donnerstag mit. Seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den USA sei die Bawag das Schlusslicht im Euro-Stoxx-Banken-Index. Die Bawag-Papiere fielen nach den Äußerungen in der Spitze 2,8 Prozent auf 41,68 Euro. Die Bank wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht zu Petrus Advisers äußern.

Der Investor, der sich auch mit der Deutschen Pfandbriefbank pbb und der Aareal Bank angelegt hat, hatte die Bawag erstmals im Juni attackiert und einen scharfen Brief an die Europäische Bankenaufsicht (EBA) geschrieben. Die Bawag-Aktie stürzte daraufhin ab, erholte sich aber im Tagesverlauf wieder, nachdem die Bank die Vorwürfe an der Unternehmensführung zurückgewiesen hatte. "Die Bawag hat sich mit unserer Kritik nicht auseinandergesetzt und der Aufsichtsrat der Bank war weiter untätig und schweigt", kritisierte der Investor.

Petrus Advisers hält an der Bawag eine Short-Position von unter einem Prozent. Bei Short-Positionen wetten Anleger auf fallende Aktienkurse. Kritik übt der Hedgefonds bei der Bawag unter anderem an dem riskanter gewordenen Kreditportfolio nach dem Wachstum bei Konsumfinanzierungen und gewerblichen Immobiliengeschäften. "Wir haben viele große Engagements in weit entfernten Ländern gefunden mit teilweise fragwürdigen Sicherheiten", so Petrus. 70 Prozent der Kredite würden an die deutschen Landesbanken vor der Finanzkrise erinnern, mit risikoreichen Immobilien- und Projektfinanzierungen ohne jeglichen Bezug zu einer relevanten Kundengruppe. Die Finanzierung dieses Portfolios sei ein gutes Beispiel für die Risikobereitschaft der Bank, so der Hedgefonds.

Darüber hinaus habe die Bawag seit dem Börsengang 2017 rund 600.000 Kunden - fast jeden vierten - verloren, führte Petrus Advisers als weiteren Kritikpunkt an. Ferner habe die physische Abwesenheit des Bank-Managements vom Sitz in Wien und das große Gehaltsgefälle zu vielen Abgängen von Führungskräften seit Dezember 2020 geführt. Bawag-Vorstandschef Anas Abuzaakouk zählt zu den Topverdiener in der europäischen Bankenbranche. Seine Vergütung falle höher aus als das, was teilweise ganze Führungsteams europäischer Finanzhäuser bekämen, so Petrus. Laut Vergütungsbericht verdiente Abuzaakouk 2022 rund 9,4 Millionen Euro und hält zusätzlich mehr als eine Million Aktien der Bank.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Mitarbeit von Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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