Schweizer Reeder MSC kommt mit Einstieg bei Hamburger Hafenbetreiber voran

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Berlin (Reuters) - Der Schweizer Großreeder und Hapag-Lloyd-Rivale MSC kommt mit seinem geplanten Einstieg beim Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA voran.

Die Mediterranean Shipping Company (MSC) teilte am Donnerstag mit, dass dem Unternehmen und der Freien und Hansestadt Hamburg nach Abschluss der ersten Annahmefrist zusammen 86,23 Prozent der HHLA-Anteile zugerechnet würden. Der weltgrößte Reeder und die Stadt Hamburg hatten sich bereits vorab darauf geeinigt, die HHLA unter sich aufzuteilen. Der Deal hatte in der Wirtschaft der Hansestadt für Unruhe gesorgt. Der Chef des Hamburger Traditionskonzerns Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, betonte aber nun, dass sich für das eigene Geschäft nicht viel ändere.

Der Geschäftsführer von MSC Deutschland, Nils Kahn, zeigte sich erfreut über den Ausgang der ersten Annahmerunde. "Wir sind sehr zufrieden, dass sich die Joint Venture-Partner Stadt Hamburg und MSC bereits heute zusammen mehr als 86 Prozent des Grundkapitals der HHLA gesichert haben", erklärte er. Die zweite Annahmefrist beginne am Freitag und laufe bis zum 7. Dezember 24.00 Uhr (MEZ). Die erste Annahmefrist war in der Nacht zu Dienstag abgelaufen. Kahn warb bei bisher zögerlichen Aktionären dafür, in dieser zweiten Runde ihre Anteile MSC anzudienen. "Wir haben in den vergangenen Wochen sehr gute Fortschritte erzielt, um unsere gemeinsamen Wachstumspläne mit der HHLA und der Stadt in die Tat umzusetzen", betonte Kahn.

Für den Einstieg der Schweizer will die bisher mit knapp 70 Prozent an der HHLA beteiligte Hansestadt ihren Anteil bis auf 50,1 Prozent reduzieren. Die Ankündigung hatte die HHLA im September überrascht. Erst Anfang November hatte sich das Management des Hafenbetreibers nach Zugeständnissen seiner künftigen Großeigner hinter die Offerte gestellt und den übrigen Aktionären empfohlen, das Angebot über 16,75 Euro je A-Aktie der HHLA anzunehmen. Die HHLA bekam unter anderem die Zusage für eine 450 Millionen Euro schwere Eigenkapitalspritze, die nach Abschluss der Übernahme fließen soll.

HAPAG-LLOYD-CHEF: "HAMBURG BLEIBT UNSER HEIMATHAFEN"

Das Angebot ist nicht an eine Mindestannahmeschwelle gebunden. Der Einstieg der Schweizer steht aber unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und der Zustimmung der Hamburger Bürgerschaft. Wenn diese Bedingungen erfüllt würden, sei mit einem Abschluss der Transaktion im zweiten Quartal 2024 zu rechnen, so MSC.

Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd hatte sich zunächst verärgert über die Aussicht auf neue Konkurrenz vor der eigenen Haustür gezeigt. Hapag-Lloyd-Großaktionär Klaus-Michael Kühne sprach von einem Affront und schloss zunächst ein eigenes Angebot für die HHLA nicht aus. Hapag-Lloyd stellt mit seinen Partner-Reedereien mehr als die Hälfte des Containerumschlags in Hamburg.

Inzwischen gibt sich der Platzhirsch gelassener. Konzernchef Habben Jansen bekräftigte am Donnerstag jüngste Äußerungen, dass die künftigen Besitzverhältnisse bei der HHLA keine großen Auswirkungen auf das eigene Geschäft haben würden. Er schloss aber weiterhin nicht aus, dass Hapag-Lloyd irgendwann Kapazitäten aus Hamburg nach Wilhelmshaven verlagern könne. Dort hat sich Hapag-Lloyd am Jade-Weser-Port beteiligt. Wilhelmshaven ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen.

"Hamburg bleibt unser Heimathafen in Deutschland", betonte Habben Jansen aber zugleich bei einem Call zu den unlängst vorgelegten Quartalszahlen. Auch die Beteiligung am HHLA-Container-Terminal Altenwerder stehe nicht zur Disposition. Dass die bei Hapag-Lloyd neu geschaffene Terminal-Holding für die Infrastrukturbeteiligungen in Rotterdam und nicht in Hamburg angesiedelt wird, begründete Habben Jansen mit einer beabsichtigten räumlichen Trennung von größeren Bereich der Linienschifffahrt. Zudem hoffe man, in Rotterdam "eine Menge Talent und Know-how" für das Terminalgeschäft zu finden.

(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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