Kolumne

Fondsmanager-Umfrage: Anleihen sind wieder da

Heiko Böhmer · Uhr
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2023 liegt fast hinter uns – Zeit, um nach vorne zu blicken: Was erwartet uns 2024? Darauf liefert die aktuelle Ausgabe der globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zahlreiche Antworten. Eins vorweg: Die Investment-Profis sind nach dem starken November so zuversichtlich wie lange nicht mehr.

Ein Indiz dafür ist die geringste Cashquote der Fondsmanager seit zwei Jahren mit nur noch 4,5 Prozent. Aber es ist nicht alles Gold was glänzt an den Börsen, das gilt auch für die Einschätzung der Fondsmanager. Immerhin rund 50 Prozent der Befragten erwarten auf Sicht der kommenden 12 Monate ein schwächeres globales Wachstum. Doch gleichzeitig ist die Erwartung bei den Unternehmensgewinnen so positiv wie seit Februar 2022 nicht mehr.

Fondsmanager sicher: Keine weiteren Zinserhöhungen mehr

Bezogen auf die Zinsen ergibt sich ebenfalls ein klares Bild: Für 91 Prozent der befragten Fondsmanager ist die Zeit der Zinsanhebungen vorbei. Damit scheint klar: 2024 werden im Jahresverlauf die Zinsen sinken. Das sehen 89 Prozent so. Gleichzeitig werden von immerhin 62 Prozent niedrigere Renditen bei den Anleihen erwartet. Diese beiden zuletzt genannten Aussagen erreichen somit den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende. Aktuell hält eine große Gruppe der Befragten die Geldpolitik der Notenbanken für zu restriktiv. Das lässt dann Spielraum für 2024 anstehende Zinssenkungen.

In dem Umfeld der Zinssenkungen wiederum sind für die globalen Fondsmanager doch wieder Anleihen und die großen Tech-Werte die Gewinner im ersten Halbjahr 2024. Der Blick auf die Magnificent Seven ist hier ganz entscheidend. Diese wenigen großen Tech-Werte haben 2023 das Börsengeschehen geprägt. Geht es nach den Fondsmanagern, dann bleibt das auch erst einmal so.

Globale Rezession ist das größte Risiko

Doch wie sieht es mit den Risiken an den Kapitalmärkten aus? Auch dazu gibt es Einschätzungen. Ganz aktuell rangiert die Furcht vor einer harten Landung der Konjunktur und einer globalen Rezession auf dem Spitzenplatz. Erst danach folgt das größte Risiko der vergangenen Monate: Eine weiterhin hohe Inflation und damit einhergehend auch eine restriktive Geldpolitik der Notenbanken. Neu in der Liste der Risiken tauchen die US-Wahlen auf. Der Termin ist erst im November 2024. Aber schon jetzt ist erkennbar, welche großen Auswirkungen dieses Thema haben wird. Und vielleicht werden eben nicht Amtsinhaber Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump im Kampf ums Weiße Haus gegeneinander antreten, sondern wir erleben vielmehr eine große Überraschung.

Spannend ist auch der Blick auf die Positionierung der Fondsmanager: Wir sehen aktuell die höchste Übergewichtung in Aktien seit Februar 2022 – also seit immerhin knapp zwei Jahren. Bei Anleihen sieht es noch ganz anders aus: Hier sind die globalen Fondsmanager so stark übergewichtet wie seit 15 Jahren nicht mehr – also seit der globalen Finanzkrise. Und bei den einzelnen Aktiensektoren gibt es derzeit zwei große Bereiche, in die Geld fließt: Das sind zum einen die Banken, denen wohl in Zeiten höherer Zinsen wieder stabile Erträge zugetraut werden. Zum anderen fließt schon wieder Kapital in einige ausgesuchte Small Caps. Tatsächlich sind gerade die Werte aus der zweiten und dritten Reihe im Börsenjahr 2023 stark zurückgeblieben. Die Bewertungen liegen oft weit unter den historischen Durchschnitten. Vielleicht ist das eine der großen Chancen für 2024.

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