Kolumne

USA vs. Europa: Wer hat 2024 die Nase vorn an der Börse?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Varavin88/Shutterstock.com

Auch 2024 richtet sich der Blick wieder verstärkt Richtung Wall Street – und das aus gutem Grund: Die Vereinigten Staaten sind nun einmal der wichtigste Börsenplatz der Welt. Immerhin weist der MSCI World eine US-Gewichtung von rund 70 Prozent auf. Gerade nach den Kurszuwächsen zuletzt hat die Dominanz der "Magnificent 7"-Aktien noch einmal zugenommen. Das birgt wiederum klare Risiken bei der hohen Gewichtung von US-Titeln – sollte es zu der Rezession in den USA 2024 kommen.

Zusätzlich sind viele Tech-Aktien schon wieder eher hoch bewertet. Das zeigt der Blick auf Apple mit einem KGV von 32 oder auch auf Microsoft mit einem Wert von fast 36. Das liegt deutlich über der breiten Aktienmarktbewertung in den USA: Der S&P 500-Index bringt es so auf ein KGV von 19,5. Anfang 2023 lag der Vergleichswert noch bei 15,5.

Chancen in Europa – vor allem wegen der attraktiven Bewertungen

Im Gegensatz dazu agieren viele Qualitätsaktien aus Europa unter dem Radar – speziell Unternehmen aus der zweiten Reihe. Hier müssen Investoren aber Geduld mitbringen, denn das Erkennen von klaren Unterbewertungen kann an der Börse einige Zeit dauern. Wir sind in unseren Mandaten aber hier schon jetzt gut positioniert, um bei einem Erstarken des Sektors überdurchschnittlich zu profitieren.

Noch sind die Konjunktursignale für Europa zwar eher schwach. Doch an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Der Blick geht mindestens sechs Monate nach vorn. Wenn sich hier also Verbesserungen zeigen, können auch die Titel aus der zweiten Reihe mit soliden Geschäftsmodellen wieder durchstarten.

Zinsentwicklung: Die Fragezeichen bleiben

2023 hat die Zinsentwicklung überrascht. Noch am Anfang des Jahres wurden spätestens für das zweite Halbjahr erste Zinssenkungen erwartet. Nun gehen die Konsensschätzungen von keinen weiteren Erhöhungen mehr aus, dabei lieferte die US-Notenbank zuletzt Signale für immerhin drei Zinssenkungen im Jahr 2024. Zudem könnten die Senkungen schneller starten als zuletzt noch erwartet. Das zweite Quartal gilt jetzt bei vielen Experten schon als sehr wahrscheinlich. Bezogen auf Europa gehen die Meinungen sehr stark auseinander.

So hatte EZB-Chefin Christine Lagarde beim Dezember-Treffen noch keine Anhaltspunkte für Zinssenkungen geliefert. Mehr noch: Sie sprach sogar davon, dass „wir gar nicht darüber gesprochen haben.“ Wie dem auch sei: Einige Experten sehen Europa bei den Zinssenkungen sogar vor den USA. Die Masse der Experten hält jedoch Senkungen erst in der zweiten Jahreshälfte für wahrscheinlich und damit erst im Schlepptau der USA. Bezogen auf die Kapitalmärkte ergibt sich aber ein sehr spannendes Bild, denn im Grunde geht es jetzt nur noch um den Zeitpunkt der Senkungen. Der Effekt von Zinssenkungen war in der Vergangenheit oft positiv für den Aktienmarkt. Das ist klar eine Chance für 2024.

Inflationsrisiken auf dem Rückzug

Die große Abwärtsdynamik bei der Inflation im zweiten Halbjahr 2023 kam schon überraschend. Doch aktuell sieht es so aus, als ob dieser Trend im Bereich um drei Prozent zum Erliegen kommt. Gerade der Sektor Energie hat jedoch nach zuletzt deutlich gesunkenen Preisen wieder das Potenzial, die Inflation auf Sicht der nächsten Monate anzutreiben. Die Herausforderung einer höheren Inflation kann also 2024 wiederkommen – und das wäre dann ein Risiko für die Kapitalmärkte. 

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