TUI glänzt mit Gewinn - Aktie kommt heim nach Deutschland

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- von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) - Der Tourismuskonzern TUI ist dank der ungebrochen großen Reiselust in bester Verfassung ins Geschäftsjahr gestartet und erwartet ein starke Sommerhalbjahr.

Erstmals seit zehn Jahren erwirtschaftete der weltweit größte Reisekonzern in der sonst defizitären Wintersaison von Oktober bis Dezember einen kleinen Gewinn. Gestärkt nach der Corona-Krise will Konzernchef Sebastian Ebel die dümpelnde TUI-Aktie mit einer Erstnotierung in Frankfurt von der Londoner Börse nach Deutschland zurückholen. Kostenvorteile und mehr als 75 Prozent des Handels heute in der parallel in Deutschland notierten Aktie sind Gründe dafür - Begeisterung für den Heimatstandort nicht. "In Deutschland sind die Rahmenbedingungen schlecht", kritisierte Ebel am Dienstag vor Beginn der virtuellen Hauptversammlung am Konzernsitz in Hannover.

Hart ins Gericht mit der Bundesregierung und dem Staat war Ebel kürzlich erst in einem Zeitungs-Interview gegangen. Er bekräftigte die Kritik auf dem Aktionärstreffen. So geißelt Ebel Bürokratie und Regelungswahn, zu viel Bürgergeld, zu hohe Steuern, die Flüchtlingspolitik und teure Energie. Unternehmen entfremdeten sich vom Land, was den Wohlstand gefährde. Folge ist nach seiner Ansicht ein Vertrauensverlust der Bürger, der die AfD stärkt. Zum Erfolg der teils rechtsextremen Partei bezog der Tourismusmanager Stellung: "Wir können dem Intoleranten nicht mit Toleranz oder Gleichgültigkeit begegnen." Tourismus stehe für Austausch und Verständigung, Vielfalt sei Kern der DNA des in mehr als 100 Ländern arbeitenden Unternehmens. "Nie wieder ist jetzt – das ist unser klares Bekenntnis."

TUI war mit 4,3 Milliarden Euro Staatshilfe vor der Pleite in der Corona-Krise gerettet worden. TUI habe die Hilfen, mit denen Stellen bei dem 65.000 Beschäftigte zählenden Konzern gerettet wurden, zuzüglich Hunderter Millionen Euro Zinsen zurückgezahlt. "Es waren befristete und gut verzinste Hilfen - keine Geschenke", betonte Ebel. Investieren und wachsen will der Reiseriese außerhalb Deutschlands und vom Heimatstandort, wo er knapp 30 Prozent seiner Reisen verkauft, unabhängiger werden.

STARKER REISESOMMER ERWARTET

An der Börse sorgte der überraschende Gewinn von sechs Millionen Euro im ersten Quartal für gute Stimmung, denn Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 113 Millionen Euro gerechnet. Normalerweise fällt im Winter ein Verlust an, der Gewinn wird in der Hauptreisezeit im Sommer eingefahren. Urlaub habe trotz aller Belastung durch die Inflation weiter oberste Priorität für die Verbraucher, sagte Finanzchef Mathias Kiep. Auch deutlich gestiegene Preise für Urlaubsreisen stärkten das Ergebnis.

TUI-Aktien legten um rund 4,5 Prozent auf Kurse um 7,15 Euro zu. Der Kurs sei angesichts der guten Geschäftslage zu niedrig, bemängelte Kiep. Ursache sei der Einstieg vieler kurzfristig orientierter Anleger bei der jüngsten Kapitalerhöhung. Wie zum Beweis drehten die Titel später sechs Prozent ins Minus. Sollte auf der Hauptversammlung die 75-Prozent-Mehrheit zum Delisting erreicht werden, dürfte die Aktie mit einer Marktkapitalisierung von 3,2 Milliarden Euro nach dem Handelsstart im April im Juni in den Nebenwerteindex MDax der Frankfurter Börse einziehen. Aktionärsschützer monierten, dass eine Dividendenzahlung weiter auf sich warten lasse. Diese kann dem Finanzchef zufolge erst fließen, wenn TUI die Corona-Hilfskreditlinie der Staatsbank KfW von einer Milliarde Euro nicht mehr braucht.

TUI MINDESTENS AUF VORKRISENNIVEAU

Der Umsatz stieg von Oktober bis Dezember um 15 Prozent auf ein Rekordhoch von 4,3 Milliarden Euro, während die Zahl der Gäste um sechs Prozent auf 3,5 Millionen zulegte. Aktuell und für den Sommer laufen die Buchungen gut. Sie lägen derzeit mit 9,4 Millionen acht Prozent über Vorjahr, die Durchschnittspreise seien vier Prozent höher. Im Winter zieht es die Menschen auf die Kanaren, die Kapverden oder nach Ägypten. Beliebteste Reiseziele für den Sommer sind nach wie vor Spanien, Griechenland und die Türkei.

Der Konzern bekräftigte deshalb seine Jahresziele. Der Umsatz soll mindestens um zehn Prozent auf etwa 23 Milliarden Euro zulegen, das bereinigte Betriebsergebnis sogar um mindestens 25 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr erwartet der Reiseveranstalter mindestens so viele Kunden wie vor der Corona-Pandemie 2019, als gut 20 Millionen Menschen mit TUI Urlaub machten. "Wir wollen mehr. Wir können mehr. Und wir werden mehr liefern", versprach Ebel.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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