Russland weiter größter Gewinnbringer von Raiffeisen Bank International

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Wien (Reuters) - Die wegen ihres Russland-Geschäfts kritisierte Raiffeisen Bank International (RBI) erwirtschaftet in dem Land nach wie vor üppige Gewinne.

Der Konzerngewinn der in vielen Ländern Osteuropas tätigen Bankengruppe stieg im ersten Quartal um gut ein Prozent auf 664 (657) Millionen Euro, wie das Geldhaus mit Sitz in Wien am Donnerstag mitteilte. Etwa die Hälfte davon erzielte die Bank in Russland, wo der Gewinn nach Steuern um acht Prozent auf 326 (301) Millionen Euro zulegte. Russland ist damit zwei Jahre nach Kriegsausbruch in der Ukraine nach wie vor der lukrativste Markt für die Bank. Insgesamt liegt die RBI über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Gewinn von 571 Millionen Euro gerechnet hatten.

Mit der Entwicklung im ersten Quartal gab sich Bankchef Johann Strobl zufrieden: "Die RBI ist gut in das Geschäftsjahr 2024 gestartet. Die Ertragsentwicklung entspricht unseren Erwartungen. Der Rückgang der Risikokosten ist sehr erfreulich", sagte er. Die Vorsorgen für mögliche Kreditausfälle sanken um mehr als 90 Prozent auf 25 Millionen Euro. Ihren Ausblick für das laufende Jahr zog die nun Bank zurück - mit Verweis auf die Forderung der EZB-Bankenaufsicht, das Russland-Geschäft schneller aufzugeben als geplant. Ohne Russland und Belarus erwartet die RBI im Gesamtjahr einen Zinsüberschuss von rund 4,0 Milliarden Euro und einen Provisionsüberschuss von rund 1,8 Milliarden Euro.

Die RBI wird wegen ihres Russland-Geschäfts nicht nur von der EZB kritisiert, sondern auch von eigenen Investoren, der europäischen Bankenaufsicht und US-Sanktionswächtern und der Ukraine. Sie ist mit Abstand die größte westliche Bank in dem Land und prüft seit Kriegsausbruch die Optionen für einen Rückzug.

Neuigkeiten zum Russland-Ausstieg gab es anlässlich der Quartalsberichterstattung keine. Die Bank arbeite an einer Abspaltung oder einem Verkauf der russischen Tochter, heißt es seit mehr als einem Jahr. Details werden keine genannt. Vielmehr betonte die Bank erneut, dass ein solcher Schritt nicht einfach sei, da beide Varianten zahlreiche Genehmigungen von diversen russischen und europäischen Behörden sowie den Zentralbanken erfordern. Von einem Zeitplan ist die RBI längt abgerückt. "Eine realistische Vorhersage, bis wann eine Entkonsolidierung der russischen Bank abgeschlossen ist, ist sehr schwer möglich", heißt es im Aktionärsbericht.

Die Bank verweist aber darauf, dass die Geschäftstätigkeit in Russland reduziert und das Zahlungsverkehrsgeschäft zurückgefahren worden sei. Seit Januar sei das Kreditvolumen um 0,2 Milliarden Euro gesunken. Laut RBI handelt es sich dabei vor allem um Hypothekarkredite und Kredite an Haushalte. Die Zahl der Kunden blieb mit 3,2 Millionen stabil, die Anzahl der Filialen sank leicht auf 120 von 124. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich um 1,1 Prozent auf 9832 Personen. Nach den Vorgaben der EZB soll die Bank ihre Kundenkredite in Russland bis 2026 um 65 Prozent abbauen.

HEIKLER DEAL RUND UM RUSSISCHEN OLIGARCHEN

Von den in Russland erzielten Gewinnen hat die Konzernmutter aber nichts, da aufgrund russischer Richtlinien keine Dividenden ausgeschüttet werden dürfen. Bei einem Verkauf verlangt das Land hohe Abgaben. Um an einen Teil der eingefrorenen Gewinne heranzukommen - in Russland schlummern über vier Milliarden Euro an Eigenkapital - verfolgt die RBI heikle Pläne: Sie will über ihre russische Tochter für über eine Milliarde Euro ein Aktienpaket am Baukonzern Strabag kaufen. Das Eigenkapital der Russland-Tochter würde damit deutlich sinken.

Der der Deal gilt als umstritten. Grund dafür ist, dass nicht klar ist, welche Rolle der mit Sanktionen belegte russische Oligarch Oleg Deripaska bei dem Geschäft spielt. Die RBI will die Strabag-Aktien von der russischen Firma Rasperia kaufen, die von Deripaska kontrolliert wird.

US-Behörden sehen das Geschäft mit dem Oligarchen kritisch und drängen die RBI dazu, von ihren Plänen abzurücken. Auch Vertreter der österreichischen Notenbank warnten die Bank vor einer möglichen US-Strafe, erfuhr Reuters von einer mit den Gesprächen vertrauten Person. Welche Strafe das sein könnte, ist unklar, möglich wäre eine Geldstrafe oder sogar ein Ausschluss aus dem US-Finanzsystem.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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