Marktausblick Woche 22: Alle Augen auf die EZB

iShares · Uhr

Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock






BlackRock Marktausblick 8. Juni 2021



Wenn am Donnerstag dieser Woche die EZB-Volkswirte ihre makroökonomischen Prognosen vorlegen, wäre alles andere als eine deutliche Aufhellung des Ausblicks eine Überraschung. Vor allem für das kommende Jahr dürfte die BIP-Schätzung ordentlich nach oben revidiert werden, und auch eine dynamischere Entwicklung der Inflationsprojektion über die nächsten drei Jahre erscheint naheliegend. Vor dem Hintergrund dieser positiven Einschätzungen könnte es eine Herausforderung für Christine Lagarde werden, in der Pressekonferenz zu erklären, warum der EZB-Rat an der sehr großzügigen Geldpolitik festhält. Speziell geht es hierbei um die Größenordnung des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP), welches die EZB im März deutlich ausgeweitet hatte, um eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen infolge des Zinsanstiegs in den USA zu verhindern. Wir erwarten, dass die EZB auch für das gerade begonnene dritte Quartal am Rhythmus ihrer Käufe im Rahmen des PEPP festhalten und lediglich darauf verweisen wird, dass bei einer weiteren Verbesserung von Wachstums- und Inflationsausblick die pandemiebedingten Krisenmaßnahmen selbstredend zurückgefahren werden, der richtige Zeitpunkt hierfür aber noch nicht erreicht ist.

Das Dilemma der EZB wird deutlich, wenn man die Größenordnung der Daten betrachtet. So könnte in den neuen Projektionen sowohl für dieses als auch nächstes Jahr beim realen Wachstum eine vier vor dem Komma stehen, der dynamische Neustart nach Öffnung der Covid-bedingten Lockdowns macht es möglich. Die Crux ist nur, dass trotz eines ebenfalls positiveren Blicks auf die Inflationsentwicklung die Prognosen der EZB-Volkswirte weit unter dem Ziel von 2% bleiben - und das auf Sicht mehrerer Jahre. Zwar ist für dieses Jahr mit kräftigen Basiseffekten bei den Verbraucherpreisen zu rechnen, immerhin erreichte im Mai der harmonisierte Index für die Eurozone wieder 2,0%. Dennoch aber dürfte der Jahresdurchschnitt 2021 deutlich unter dieser Marke herauskommen, bei vielleicht 1,7%, und sobald die Sondereffekte auslaufen, dürfte sich die Dynamik des Preisauftriebs dann sogar wieder abschwächen und in den Jahren 2022 und 2023 eher um 1,5% oszillieren. Denn die EZB hält die gegenwärtige Inflationserholung im Zuge des ökonomischen Neustarts für ein temporäres Phänomen, und diese Ansicht teilen wir. Während es also notwendig ist, die pandemiebedingten Sondermaßnahmen nach dem Ende der Covid-Krise herunterzufahren, so sinnvoll ist es auch, die expansive Geldpolitik der Vor-Covid-Zeit laufen zu lassen, wenn sich am fundamentalen Inflationsausblick nichts geändert hat. Nur ist es eben deutlich anspruchsvoller, derartiges in Zeiten allgemeinen Optimismus‘ angemessen zu kommunizieren.

Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt dämpft Ängste vor Veränderung

Der überraschend deutliche Sieg der CDU bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt (37,1%) hat unbestreitbare Auswirkungen auf die Bundespolitik, und das, obwohl dieses Bundesland eigentlich zu klein und zu atypisch strukturiert ist, um als Modell für die Bundestagswahl am 26. September zu taugen. Das Signal lag denn auch eher darin, dass mit dem Sieg des populären Amtsinhabers Reiner Haseloff der Druck auf den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet geringer geworden und damit das Risiko, dass er kurz vor der heißen Phase des Wahlkampfes doch noch durch einen zugkräftigeren Kandidaten ersetzt wird, vermutlich vom Tisch ist. Die CDU hat gezeigt, dass sie noch Wahlen gewinnen kann. Gleichermaßen wurde mit dem mageren Zugewinn der Grünen, die es auf gerade einmal 5,9% brachten, der Hauptkonkurrent für die Bundestagswahl erheblich eingebremst, womit sich die Sachsen-Anhalt-Wahl in eine Kette jüngerer Rückschläge für die Bundesgrünen und ihre Kandidatin Annalena Baerbock einreiht. Zwar hatte angesichts der nicht gerade grünentypischen Wählerschaft in dem ländlich und kleinstädtisch geprägten Bundesland kaum jemand ein Sensationsergebnis für die Grünen erwartet, dennoch war aber die Botschaft deutlich: Auch mit Baerbock können die Grünen nicht übers Wasser gehen. Interessant war schließlich auch, dass das linke Lager (SPD und Linkspartei) es erneut nicht vermochten, sich als Vertreter der sozial Benachteiligten darzustellen und somit heftige Verluste einfuhren, sowie dass es der FDP gelang, sich als Gralshüter der Marktwirtschaft gegen die Gefahr eines immer übergriffigeren Staates zu positionieren, womit sie sich wie im Bund klar rechts von der CDU einsortierte. Aus dem Blickwinkel vieler Kapitalmarktteilnehmer steigt damit die Chance auf ein „wirtschaftsfreundliches“ Ergebnis am 26. September, und das Schreckgespenst einer Kanzlerin Baerbock und durchgreifender ökologischer Erneuerung von Wirtschaft und Gesellschaft erscheint auf dem Rückzug. Insofern hat Sachsen-Anhalt auch aus Marktsicht mehr geliefert als viele erwartet hatten.


Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Erhalten Sie von iShares 1x monatlich: Experteneinschätzungen zum Marktgeschehen, aktuelle Produkttrends und Neues zum Thema ETF-Sparen.Jetzt anmelden



Wichtige Hinweise

Alle Meinungen und Schätzungen in diesem Dokument, einschließlich Renditeprognosen, spiegeln unsere Beurteilung bei Redaktionsschluss wider, können ohne vorherige Ankündigung geändert werden und beruhen auf Annahmen, die sich möglicherweise nicht als zutreffend erweisen.

Risikohinweise

Kapitalrisiko. Der Wert von Anlagen und die daraus erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen und sind nicht garantiert. Anleger erhalten den ursprünglich angelegten Betrag möglicherweise nicht zurück.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für aktuelle oder zukünftige Ergebnisse und sollte nicht der einzige Faktor sein, der bei der Auswahl eines Produkts oder einer Strategie berücksichtigt wird.

Änderungen der Wechselkurse zwischen Währungen können dazu führen, dass der Wert von Anlagen sinkt oder steigt. Bei Fonds mit höherer Volatilität können die Schwankungen besonders ausgeprägt sein, und der Wert einer Anlage kann plötzlich und erheblich fallen. Steuersätze und die Grundlagen für die Besteuerung können sich von Zeit zu Zeit ändern.

Rechtliche Informationen

Bis zum 31. Dezember 2020 ist der Herausgeber BlackRock Advisors (UK) Limited, ein von der britischen Financial Conduct Authority („FCA“) zugelassenes und beaufsichtigtes Unternehmen. Sitz: 12 Throgmorton Avenue, London, EC2N 2DL, England, Tel. +44 (0)20 7743 3000. Eingetragen in England und Wales unter der Nummer 00796793. Zu Ihrem Schutz werden Telefonate üblicherweise aufgezeichnet. Eine Liste aller Aktivitäten, für die BlackRock zugelassen ist, finden Sie auf der Website der Financial Conduct Authority.

Falls Großbritannien und die Europäische Union keine Vereinbarung abschließen, die es Unternehmen in Großbritannien erlaubt, in den Europäischen Wirtschaftsraum Finanzdienstleistungen zu erbringen, ist der Herausgeber dieser Materialien ab 1. Januar 2021:

(i) BlackRock Investment Management (UK) Limited für alle Länder außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraum und

(ii) BlackRock (Netherlands) B.V. für alle Länder im Europäischen Wirtschaftsraum.

BlackRock (Netherlands) B.V. wurde von der niederländischen Finanzmarktaufsicht zugelassen und wird von ihr beaufsichtigt. Eingetragener Firmensitz: Amstelplein 1, 1096 HA, Amsterdam, Tel.: +31(0)-20-549-5200. Handelsregister Nr. 17068311. Zu Ihrem Schutz werden Telefonate üblicherweise aufgezeichnet.

Alle hier angeführten Analysen wurden von BlackRock erstellt und können nach eigenem Ermessen verwendet werden. Die Resultate dieser Analysen werden nur bei bestimmten Gelegenheiten veröffentlicht. Die geäußerten Ansichten stellen keine Anlageberatung oder Beratung anderer Art dar und können sich ändern. Sie geben nicht unbedingt die Ansichten eines Unternehmens oder eines Teils eines Unternehmens innerhalb der BlackRock-Gruppe wieder, und es wird keinerlei Zusicherung gegeben, dass sie zutreffen.

Dieses Dokument dient nur Informationszwecken. Es stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Anlage in einen BlackRock Fonds dar und wurde nicht im Zusammenhang mit einem solchen Angebot erstellt.

© 2021 BlackRock, Inc. Sämtliche Rechte vorbehalten. BLACKROCK, iSHARES, BLACKROCK SOLUTIONS, BAUEN AUF BLACKROCK und WAS ALSO SOLL ICH MIT MEINEM GELD TUN sind Handelsmarken von BlackRock, Inc. oder ihren Niederlassungen in den USA und anderen Ländern. Alle anderen Marken sind Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber.

Meistgelesene Artikel